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„Nicht Fisch, nicht Fleisch…“- Kleine Meerjungfrau als ganz großes Kino!

Tolles Theater: "Die Kleine Meerjungfrau" auf der Breisacher Festspielbühne (Bild: J. W. Steckmeister)

Wer am Sonntag, den 20. Juni 2010, das Vergnügen hatte die Premiere der „Kleinen Meerjungfrau“ des Breisacher Jungen Theaters mitzuerleben , wird sich seitdem die Frage stellen, wozu Disney Pictures und die PIXAR- Studios Monsterrechner und Millionenbudget gebraucht haben, um den Film „Findet Nemo“ zu realisieren. Denn mit tollen Songs, super Darsteller/Innen, spitzenmäßigen Ideen und über 70 traumhaft- originellen Kostümen ist es der Nachwuchsmannschaft der Breisacher Festspiele e. V. und Regisseur Peter W. Hermanns gelungen, die PC- Fische locker an die Wand zu spielen. 

Nach einer kurzen Begrüßung durch den „Festspielkapitän“ Frank Laurenat (in Uniform!) und Bürgermeister Oliver Rein, der seinem Sohn eigentlich eine echt lange Rede angedroht hatte, fand sich das zur Hälfte junge Publikum an Bord eines Ozeandampfers wieder. Der allerdings war bald zum Sinken verurteilt, denn als Geschenk ihrer Eltern zum 15. Geburtstag bekommt eine kleine Meerjungfrau, neben der Erlaubnis, das erste Mal die Welt über Wasser zu sehen, traditionell ein untergegangenes Schiff. Und eigentlich wäre die Geburtstagsfeier mit der bunten Truppe von Seraphines (Jana Roos) munteren Freunden/Innen auch ein echter Erfolg geworden, hätte das Meerjungfräulein nur auch die ebenso fiese wie nachtragende Meerhexentochter Galene (Michaela Fritz) eingeladen und wäre nicht mit dem geschenkten Dampfer auch Philipp, Prinz von Landia (Samara Binz), mit in die Tiefe gerissen und Seraphine direkt vor die Füße gespült worden. Und da der junge Prinz nun mal sooo süüüß und irgendwie auch sehr nach Bill Kaulitz aussah verliebt sich Seraphine „Rücken über Schwanzflosse“ in das Menschenwesen. Spätestens jetzt wurde zumindest den älteren Zuschauern klar, dass Peter W. Hermanns Andersens Märchen geschickt und humorvoll zur Teenagergeschichte des 21. Jahrhunderts umgemodelt hatte. Denn nachdem Seraphine Prinz Philipp, der als Mensch nun einmal unter Wasser lebensunfähig ist, zurück an die Oberfläche begleitet hatte, wollte sie nur noch eines: nach oben! Raus aus dem Wasser! Hin zu Philipp! Auch ein Mensch sein! Der totale Liebestaumel wurde anschaulich von Seraphines bestem Freund, dem stummen Pinguin Ingo (Alina Bürgin), pantomimisch und urkomisch dargestellt. In Worten: Seraphine war mitten in der Pubertät gelandet also dem Lebensabschnitt, in dem nicht nur kleine Meerjungfrauen weder Fisch noch Fleisch sind. Von diesem Augenblick an ist der kleinen Meerjungfrau kein Risiko zu groß, sich den Traum vom Leben über Wasser zu erfüllen. Dumm nur, dass die einzige Lösung für das Problem ausgerechnet die Mutter von Galene, die nach eigener Aussage extrem fiese, böse, schlechte und gemeine Meerhexe Melusine (Hannelore Stubert) in Form eines Zaubertrankes bereithält. Und den gibt es selbstverständlich nicht umsonst: Seraphine muss ihre Haare und ihre Stimme opfern, um den magischen Trank zu bekommen. Und wen wundert´ s, dass Melusine mit Haaren und Stimme nichts Ehrenhaftes vor hat? Denn auch Galene hat mittlerweile ihr Herz für den Prinzen entdeckt, und sei es auch nur, weil Seraphine ihn mag. Zickenkrieg und allerlei Turbulenzen unter und über Wasser sind die logische Konsequenz. Dafür, dass am Schluss alles gut ausgeht, sorgen aber Seraphines tapfere Freunde/Innen und nicht zuletzt auch der Reifungsprozess der kleinen Meerjungfrau. Die diversen Höhepunkte des Stückes zu beschreiben, würde den Rahmen des Artikels sprengen und stellt sich auch sonst als schlicht unmöglich dar, denn die Inszenierung der "Kleinen Meerjungfrau“ ist ein Genuss vor allem für Augen und Ohren aber auch für alle Altersklassen. In den Elternfiguren können sich die „leidenden“ Erwachsenen wieder finden: Harmlose Bilder wie „Seraphine übt Luft atmen“, was dann aber aussieht wie Rauchen, sind einfach klasse! Aber auch für die Kinder vor dem Krisenalter zwischen 12 und 16 sind genug Hingucker eingebaut: Seesternballett, Blinde Kuh mit Seekuh, coole Haie zum Gruseln oder die putzigen Putzerfische mit ihrem Hit „Gönn´ dir mal `ne Pause“, die altersmäßig selbst noch weit von der Pubertät entfernt sind und die wohl jeder Zuschauer (m/w) am liebsten gleich mit nach Hause genommen hätte.

Regisseur Peter W. Hermanns ist mit Kostümen, Idee und Inszenierung ein wirklich großer Wurf für die kleinen und großen Theaterfans gelungen. Die Musik von Sascha Bendiks ist hitverdächtig. Am erstaunlichsten jedoch ist die Souveränität und Leichtigkeit mit der die jungen Darsteller/Innen ihre Rollen angehen. Eine solche Leistung derart spielerisch zu meistern: Hut ab!
Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 2382 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 21.06.2010 17:17.

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Bunte Unterwasserbewohner: Meerjungfrau mit Freunden (Bild: Festspiele Breisach)  

Kaptän geht von Brücke: 1. Vorstand Frank Laurenat (Bild: J. W. Steckmeister)  

Saubere Leistung: Putzerfische und Peter W. Hermanns (Bild: J. W. Steckmeister)  
 

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