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Breisach
Donnerstag, 26. Dezember 2024
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Als Februar noch Hornung hieß - Gauklertage in Breisach

Der Fasent- Protektor eröffnet die Brisacher Gauklertage (Bild: J. W. Steckmeister)

Fasent in Breisach hat Tradition. Seit 1928 werden auf dem Breisacher Marktplatz immer am Fasent- Sonntag und am Fasent- Dienstag die Gauklertage der Breisacher Narrenzunft veranstaltet. Auch am Sonntag, den 6., und am Dienstag, den 8. März 2011, gab es im Herzen der Münsterstadt wieder ein buntes Spektakel aus Brauchtum und Show zu bestaunen, bei dem die Aktiven der Breisacher Fasent zeigten, was sie in vielen Wochen einstudiert hatten. Wer die Gauklertage verpasst hat oder der gestern beerdigten Fasent nachtrauert, hat im Breisacher Museum für Stadtgeschichte noch bis zum 20. März Zeit, sich über die Geschichte der Gauklertage zu informieren. 

Strahlender Sonenschein und prall gefüllte Zuschauertribünen. Das waren die Gauklertage 2011. Die Fasent fiel zwar in diesem Jahr nicht in den Hornung sondern in den März, aber für´ s Warten wurden die Narren mit vorfrühlingshaftem Wetter belohnt.
Begrüßt von den Kommentatoren Peter Erhardt und Andreas Geyler zogen unter den Klängen des Narrenmarsches „Lasset fahren Sorg´ und Leid…“ die Zunftgruppen sowie die ebenfalls in der Brisacher Narrenzunft organisierten Narrennester samt Zunftrat und Garde auf dem Marktplatz ein. Feierlich begrüßt wurden auch Fasent- Protektor Oliver Rein samt dem Rat der Stadt sowie Kaiser Rudolf von Habsburg mit Gemahlin, die standesgemäß in der Kutsche vorfuhren. Da angeblich anlässlich eines Breisach- Besuches des Kaisers bereits im Jahre 1283 eine „frôlîche Vasinacht“ gefeiert wurde, fungiert Rudolf gewissermaßen als Schirmherr der Veranstaltung. Nachdem das Kaiserpaar vom Protektor ehrerbietig begrüßt, die Fasent- Privilegien erneuert und anschließend durch den Kaiser bestätigt worden waren, führte die „Urgruppe“ der Brisacher Fasent, die Gaukler, ihren Dreyertanz auf.
Wer die beiden Zunftabende in der Stadthalle verpasst hatte, kam nun unter freiem Himmel in den Genuss der Darbietungen, die mit dem Gardetanz der Zunftgarde eröffnet wurden. Unter den Klängen der Stadtmusik zeigten die Mädels unter Leitung von Christina Maier, wie Tanzen ausehen kann, wenn man Tanzen kann.
Eine weitere tänzerische Darbietung in aufwendigen Kostümen legten die Paradiesvögel auf das Marktplatzparkett. Eva und Annika Okic hatten den Tanz mit den Vögeln aus dem Fitnessstudio für die Fasent einstudiert. Eine weitere Damenmannschaft zog mit den „Bajakl Schnäpfe“ auf dem Marktplatz ein. Besonders frenetisch begrüßt wurde der Schnäpfenneuzugang Florian „Hert(h)a“ Herth. Der Bauverwaltungsamtsleiter hatte bereits nach der Rathausstürmung am schmutzigen Donerstag und auf Anordnung der neuen Machthaber den Amtswechsel zum „Täfelebueb“ der Frauen- Gugge vollzogen.
Tanzende große und kleine Räuber/Innen überfielen anschließend den Marktplatz, um dem Kaiser die Schatzkiste zu rauben und die Zuschauer/Innen mit einem Tanz zu begeistern. Das Spektakel hatte sich der Breisacher Damenzunftrat einfallen lasssen. Extrem unsportlich fählte sich sicher so mancher Narr bei der Lara- Croft- Show der Förderriege des TV- Breisach. Und auch die Ägypterinnen von „Tanz und Bwewegung“ riefen rhythmisch ins Bewußtsein, dass man ohne Sport schnell zur Mumie verkommt. Unter der Leitung von Ramona Schmidt zeigten die Brisacher „Kläpperle Buebe“, unter denen übrigens auch Mädchen sind, das ma mit zwei Holzbrettchen klappern und dabei gleichzeitig tanzen kann. Die „Gaukler- Kinder“ zeigten bei ihrer Einradshow „Punker und Rocker“, dass auch junge Narren schon voller Opferbereitschaft zur Sache gehen. Zwei der beteiligten Mädchen radelten mit Gipsarm! Einen Ausflug in den Osten Europas machten die Panduren aus Hochstetten bei ihrer Aufführung „Tanz der Geigen“. Die Guggenmusik „Schädelfätzer“ zeigte zum einen, dass schräg auch schön sein kann und zum anderen, dass man sich bei der Männergugge keine Nachwuchssorgen machen muss. Der Dirigent des Auftritts war nämlich kaum größer als eine Trompete. Klassiker aus dem Kultfilm der 80er Jahre lieferten die „Blues Brothers“ der „Rhiwaldhexen“. Anschließend kämpften die „Brysacher Hofnarren“ erst mit Flatterbändern und dann mit Boxhandschuhen. Allerdings ging so mancher Zuschauer schon beim Anblick des Nummerngirls k. o.! Atemberaubend war der Auftritt des Motorrad- Artisten Mike Auffenberg aus Thüringen, der bereits im vergangenen Jahr gezeigt hatte, wie es aussieht, wen jemand wirklich Motorrad fahren kann. Den Höhepunkt seiner PS- Show bildete der Sprung über ein mit mutigen Hofnarren besetztes Riesenquad. Gefühlt 1000 bunte Clowns bevölkerten anschließend den Platz. Wie es Sabrina Mastrocola gelungen ist, mit der vielköpfigen Rasselbande einen Tanz einzustudieren, bleibt ihr Geheimnis. Allein das Nähen der Kostüme muss Jahre gedauert haben. Der langen Tradition der Fasnacht in Breisach war das Narrennest „Algerio“ auf die Spur gekommen. In einer Steinzeithöhle hatten sie mit Hilfe von Stadtarchivar Uwe Fahrer den Urnarren entdeckt.
Da es nach rund zweieinhalb Stunden trotz Sonnenschein empfindlich kalt geworden war, bot sich beim anschließenden kleinen Umzug durch die Stadt die Gelegenheit, die Füße wieder warm zu laufen. Nach einem Fasentskonzert auf dem Marktplatz verteilten sich Narren, Närrinnen und Zuschauer in die zahlreichen Breisacher Gaststätten, um dem Brauchtum dort weiter zu fröhnen.
 
 
Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 3955 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 09.03.2011 12:07.

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