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Mangroven pflanzen?! - Dr. Patrick Rapp zu Gast bei der BI für verträgliche Retention

Interessiert und fachkompetent: Dr. Patrick Rapp (3. v. l.) zu Gast bei der BI für verträgliche Retention (Bild: J. W. Steckmeister)

Mit Dr. Patrick Rapp hatte die Bürgerinitiative für verträgliche Retention Breisach/ Burkheim e. V. am Freitag, den 17. Dezember 2010, einen kompetenten Zuhörer in das Breisacher Rathaus eingeladen. Der CDU- Kreisvorsitzende und Landtagswahlkandidat, der zudem promovierter Forstwissenschaftler ist, ließ sich von den BI- Vorständen Lothar Neumann und Karl- Anton Hanagarth über die Anliegen des Vereins informieren. Auch sein Vorgänger Gundolf Fleischer, der sich seit langem für die Belange der BI stark macht, war mit in den Bürgersaal gekommen. 

Die drei geplanten Rückhalteräume zwischen Hartheim und Burkheim, so Hausherr und Bürgermeister Oliver Rein, sind das wichtigste Thema für Burkheim und Breisach. Um so mehr dankte Rein seinem Vorgänger Alfred Vonarb, der sich seit Beginn der Planungen des Integrierten Rheinprogramms (IRP) zu Beginn der 80er Jahre für die Belange der Anliegergemeinden stark gemacht hatte. Die Bürgerinitiative für verträgliche Retention e. V. mit ihren konstruktiven Lösungsvorschlägen zum Hochwasserschutz, so Rein weiter, ist ein Beispiel für eine Dafür - statt einer „Nur dagegen“- Haltung, die bei vielen anderen „Aktivisten/Innen“ zu beklagen sei.
BI- Vorstand Lothar Neumann erläuterte nun anhand einer Bildpräsentation die geplanten „ökologischen Flutungen“. Sandwichartig eingebettet zwischen dem Polder „Kulturwehr“ und dem Polder „Breisach- Burkheim“, die auf knapp 1000 Hektar Fläche rund 16 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen sollen, würde nach den Plänen der Landesregierung die Stadt Breisach liegen. Als „Ausgleichsmaßnahme“ für den Eingriff in die Natur sind hochwasserunabhängig jährliche mehrwöchige Flutungen der Rückhaltebecken vorgesehen, um den Rheinwald nach und nach in eine Auenlandschaft umzuwandeln. Mit diesem Stichwort, so Neuman, hatten die Planer Mitte der 90er Jahre die Umweltverbände NABU und B.U.N.D., anfänglich Gegner des großen Eingriffs in die Natur, „mit ins Boot geholt“. Allerdings, so Neumann weiter, ließe sich zum ersten „ein Wald nicht trainieren“, zum zweiten würde die bestehende, seit Tullas Zeiten gewachsene Landschaft mit ihren Schluten und Quelltöpfen unwiederbringlich zerstört und drittens sei kaum zu erwarten, dass die für die Landschaftsumgestaltung notwendigen Wassermengen auch tatsächlich alle Jahre wieder bereit stünden. Diese Aussagen hatten auch die von der BI zu Rate gezogenen „Freiburger Limnologen“ (Binnengewässerforscher) bestätigt, die sich in den vergangenen Jahren mehrfach vor Ort von der Einmaligkeit der Rheinwaldlandschaft überzeugt hatten.
Völliges Unverständnis zeigten Neumann und seine Mitstreiter daher für die mangelnde Einsicht bei den Umweltverbänden NABU und B.U.N.D., die nach wie vor an den „ökologischen Flutungen“ festhalten und mittlerweile jedes Gespräch mit der BI ablehnen. Selbst der grünen Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae, die die BI im Sommer dieses Jahres besucht hatte, war es nicht gelungen, die Umweltverbände zu einem erneuten Gedankenaustausch mit der Bürgerinitiative zu bewegen. Während im Stuttgarter Schlosspark um jeden gefällten Baum erbittert gestritten wurde, scheinen die rund 1000 Bäume und Sträucher, die allein für den bei Burkheim geplanten Querdamm gefällt werden müssten, niemanden bei den organisierten Naturschützern zu interessieren, beklagte Lothar Neumann. Selbstverständlich ist auch die BI von der Notwendigkeit eines effektiven Hochwasserschutzes überzeugt, betonte deren Vorsitzender nochmals deutlich, allerdings ohne Querdamm und Flutungen sondern mittels der Fließpolderlösung, die das Ökosystem Rheinwald nicht nur erhalten, sondern „in ein zweites Taubergießen“ (Neumann) verwandeln würde. Auch eine Überwachung der Flutungsfolgen nach Hochwassern („Monitoring“), eine angemessene Entschädigung für betroffene Vereine, die ihre Sportanlagen aufwendig verändern oder neu bauen müssen und ein Beweissicherungsverfahren für Anlieger hat die BI auf der Liste ihrer Forderungen.

Eine „an der Örtlichkeit orientierte sinnvolle Lösung“ wünschte sich auch Vogtsburgs Bürgermeister Gabriel Schweizer. Der „höchstqualifizierte Erholungsraum“ am Kaiserstuhl müsse erhalten bleiben. Außerdem ist auf die Belange von Vereinen, die Auswirkungen auf die Landwirtschaft sowie die Siedlungsräume Rücksicht zu nehmen, die vom zu erwartenden Grundwasseranstieg betroffen sein würden forderte der Bürgermeister, der die BI für ihre sachliche und fundierte Arbeit lobte. Für die Gleichgültigkeit vieler Politiker und die Haltung der Umweltverbände zeigte auch Schweizer kein Verständnis. Diese müssten von ihrer „festgeschriebenen Ideologie“ abgehen und die Interessen der Region mit in ihre Haltung einbeziehen, so Schweizer weiter. „Die einzige Mauer, die wir haben, sind die Umweltverbände“, lautete die Bilanz des Vogtsburg- Burkheimer Bürgermeisters.
Breisachs Rathauschef Oliver Rein machte klar, dass vor allem der „unsägliche Querdamm fallen muss“. Außerdem sei es „allerhand, dass die Umweltverbände nicht mit der BI reden und grüne Abgeordnete einnorden“. Als Stadtoberhaupt, das sich auch für Finanzen verantwortlich zeigt, stieß es Rein zudem besonders übel auf, dass das bei der Auskiesung der Flutungsräume anfallende Material nicht etwa durch die betroffenen Gemeinden sondern durch das Land vermarktet würde. Dies ist, so Rein, eine Form des „ungesunden Wettbewerbs“.

Zunächst einmal ein großes Lob erhielt die Bürgerinitiative von Dr. Patrick Rapp. Es sei „beispielgebend“, so der CDU- Kreisvorsitzende, wie die BI nicht „verhindern sondern optimieren wolle“. Hier ginge es nicht um eine „einseitige Denkweise“, sondern um eine „Gleichbehandlung von Natur, Mensch und Umwelt“, charakterisierte Rapp das Engagement des Vereins. Eine Umwandlung des Rheinwaldes in eine Auenlandschaft hielt der Forstwissenschaftler für schlicht unmöglich: „Man müsste Salzwasser einleiten und Mangroven pflanzen, damit das funktioniert.“
Für das wenig kommunikative Verhalten der Umweltverbände zeigte auch Patrick Rapp kein Verständnis. Er wisse aber nun, endete Rapp, „was er in seinen Rucksack für Stuttgart reinpacken muss.“

Gundolf Fleischer schließlich rief zu mehr Transparenz und Dialogbereitschaft auf, der sich aber leider Einige immernoch verweigern würden. Er betonte, dass das IRP nur mit der von der BI geforderten „Schlutenlösung“ (Fließ- statt Staupolder) und ohne den Querdamm menschen- und umweltgerecht zu realisieren wäre. Auch die Zusammenarbeit mit den französischen Nachbarn, so der Landtagsabgeordnete, müsse intensiviert werden. „Hochwasserschutz muss bald geschaffen werden, aber unter Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten“, lautete Fleischers Fazit.
Was den Versuch angeht, nochmals mit B.U.N.D. und NABU ins Gespräch zu kommen, wird die Bürgerinitiative für verträgliche Retention einen weiteren Versuch unternehmen. Da es nicht einmal Kerstin Andreae gelungen war, zum runden Tisch einzuladen, soll nun eine offizielle Einladung der betroffenen Gemeinden an die Naturschutzverbände gehen.
Abschließend bedankten sich alle Anwesenden bedankten sich bei Lothar Neumann und Karl- Anton Hanagarth sowie ihren Mitstreitern/Innen für ihr ehrenamtliches Engagement für die Landschaft und die Menschen, die in ihr leben.
Unstrittig ist, dass Verbände wie B.U.N.D. und NABU unschätzbar wertvolle Arbeit für den Natur- und Umweltschutz leisten und geleistet haben. Vielleicht sollten die Umweltaktivisten/Innen aber bedenken, dass Menschen, die, teils seit Generationen, in und mit einer Landschaft leben, diese für Arbeit wie Freizeit nutzen, Zeit und Geld in Gebäude, Obstplantagen oder Sportanlagen investiert haben, eine gehörige Kompetenz und ein großes Mitspracherecht für diese Region erworben haben. Pläne vom „grünen Tisch“ können aber müssen nicht immer richtig sein.
 

Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 3634 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 19.12.2010 10:28.

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Unermüdlich für verträgliche Retention: Lothar Neumann (Bild: J. W. Steckmeister)  

"Der Querdamm muss fallen" - Bürgermeister Gabriel Schweizer (Vogtsburg) und Bürgermeister Oliver Rein (Breisach) (Bild: J. W. Steckmeister)  

Gruppenbild im Bürgersaal: Karl- Anton Hanagarth, Lothar Neumann, Dr . Patrick Rapp, Oliver Rein (sitzend v.l.), Gundolf Fleischer, Alfred Vonarb, Thomas Scholz und Gabriel Schweizer (stehend v. l.) (Bild: J. W. Steckmeister)  
 

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