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Brainstorming mit „Super- Nanny“ - Ideenschmiede „Gemeinsam für Breisach“

Gabriela Bernauer präsentiert die Ideenschmiede (Image: Julius W. Steckmeister)

Am Montag, den 15. 03. 2010 um 17:00 Uhr hatte die Stadt Breisach interessierte Bürgerinnen und Bürger in den Badischen Winzerkeller eingeladen, um mit Unterstützung der Firma Bernauer Consult und der Wirtschaftsförderung Region Freiburg e.V. „ gute Ideen und Handlungsansätze für die künftige Wirtschaftsentwicklung“ der Europastadt zu erarbeiten. In vier verschiedenen Arbeitsgruppen sollten die Breisacher/Innen die Möglichkeit bekommen, ihre Wünsche, Ideen und Anregungen aber auch Kritik an den Mann und Gastgeber, Bürgermeister Oliver Rein, zu bringen. 

Die Ankündigung der Veranstaltung war im Vorfeld sehr breit gestreut worden. Ziel sei, erläuterte Bürgermeister Rein in seiner Eröffnungsrede, zunächst einmal ein Zusammenkommen. Deshalb habe man versucht ein möglichst großes Spektrum der Einwohnerschaft sowohl aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Bildung als auch schlicht den „interessierten Bürger“ für die „Ideenschmiede“ zu gewinnen. Das dies ganz offensichtlich gelungen war, bewies der rege Andrang im Winzerkeller: Mit rund 100 Teilnehmern waren die Erwartungen der Gastgeber um rund 50% übertroffen worden. Sein Wunsch für Ergebnisse der Veranstaltung, so Rein weiter, sei „ein Maßnahmenkatalog mit realistischen Zielen“. Anschließend begründete er in kurzen Stichworten die Wahl der vier Themen zu denen sich die Arbeitsgruppen im Verlauf des Abends zusammenfinden sollten: Erholung& Tourismus, das Wachstumspotential in Breisach, Innenstadtentwicklung, Gestaltung einer lebendigen Innenstadt gerade in Konkurrenz zu größeren Städten, Wirtschaftsstandort Breisach, wo liegen Stärken und Schwächen und schließlich Wirtschaft& Schule, Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen für Schulabgänger vor Ort. „90% der Wirtschaftsentwicklung entsteht vor Ort“, so Irene Ulrich von der Wirtschaftsförderung Freiburg e. V., die im Anschluss an das Stadtoberhaupt ans Rednerpult trat. „Mit frischem Wind vom R(h)ein“ müssten die Wirtschaftsförderung gebündelt und lokale Akteure gestärkt werden. Mit einer Power- Point- Präsentation führte Gabriele Bernauer von Bernauer Consult nun in die konkrete Marschrichtung für den Abend ein. Die Fachfrau in Sachen Standortentwicklung für Städte und Gemeinden, Bernauer hat sich unter anderem bereits der Zukunft von March, Teningen, Glottertal und Titisee- Neustadt angenommen, erläuterte zunächst die so genannten „Mega- Trends“. Dabei handele es sich um weltweite Entwicklungen in Zyklen von 20 bis 25 Jahren. Zu diesen zählten unter anderem der Fortschritt in der Informations- und Kommunikationstechnik, die Frauenemanzipation, die Bedeutungsverschiebung vom produzierenden Gewerbe zur Dienstleistung, die Individualisierung sowie die Demographie und der Wertewandel. Aber auch die Zunahme des Reisevolumens, der Gesundheitsboom und steigende Konsumausgaben. Auf diese langfristigen Veränderungen müsse eine Kommune reagieren, um zukunftsfähig zu sein.

Angeregt durch diese Erläuterungen wurden die geladenen Bürger/Innen nun erstmals aufgefordert Ideen zu schmieden. In Vierergruppen wurden zu den Vier Themenbereichen Anregungen wie Kritikpunkte gesammelt, von einem Gruppensprecher vorgetragen und anschließend auf bunte Pappkärtchen geschrieben, die wiederum nach Themen sortiert in vier ebenfalls farbenfrohe Plastikwannen eingesammelt wurden. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten sich allerdings drei wesentliche Schwerpunkte herauskristallisiert: Verkehrsberuhigung, Innenstadtentwicklung und Situation des Einzelhandels.

Nach dem ersten Schöpfungsprozess wurden die Teilnehmer in eine halbstündige Verschnaufpause mit Wein und Schnittchen entlassen.

„Man muss sich auf etwas einigen“, gab Frau Bernauer den Ideenschmieden noch mit auf den Weg, bevor diese sich, nun nicht mehr willkürlich zusammengewürfelt sondern je nach Interessen-Schwerpunkt, in vier getrennten Räumen zur Weiterarbeit zusammenfaden, wo schon die jeweiligen Themenwannen mit Anregungskärtchen auf sie warteten.

Für den Arbeitskreis Innenstadtentwicklung/ Verkehrsberuhigung hatte sich die Stadt in der Person von Städteplaner Dr. Bernd Fahle hochkarätigen Beistand eingeladen. Dies ist allerdings weniger den hellseherischen Qualitäten der Organisatoren zuzuschreiben als der Tatsache, dass das Problem der Verkehrsberuhigung schon seit den 90er Jahren einen Breisacher- Dauerbrenner darstellt und die Bemühungen der Stadt, das Prädikat „Anerkannter Ferienort“ zu erhalten, nicht zuletzt an der Autoüberlastung im Innenstadtbereich gescheitert waren.

Eine Stunde hatten die Gruppen nun Zeit, die Stichworte aus ihren Wannen zu sichten, zu gliedern und sich in mehr oder weniger hitzigen Diskussionen auf ihre jeweiligen Schwerpunktthemen zu einigen.

In der Schlussrunde, wieder vor dem großen Plenum, wurden diese nun mit Hilfe weiterer bunter Kärtchen, Wölkchen oder bloß hingeschrieben vorgestellt. Lediglich die Tafel des Arbeitskreises Wirtschaft& Schule war unbeschriftete und -beklebt geblieben. Statt zu basteln, hatte man beschlossen, sich bereits Anfang Mai zur Weiterarbeit zu treffen.

Auf der Wunschliste der Gruppe Innenstadtentwicklung tauchte überraschenderweise das Thema Verkehrsberuhigung wieder auf. Ebenso wurden Wünsche nach einer Verknüpfung zwischen Rhein und Innenstadt sowie nach einem gemeinsamen Auftrittskonzept für den um seine Existenz ringenden Einzelhandel laut. Auch bei der Gruppe Wirtschaftsstandort Breisach wurde die Bedeutung des Einzelhandels für den Charme einer lebendigen Innenstadt betont. Beklagt wurden die zerstreuten, teils halbfertigen Breisacher Gewerbegebiete. Ein gezielter Entwicklungsplan für Handel und Gewerbe sei deshalb dringend notwendig. Im Arbeitskreis Erholung& Tourismus stand die Verbesserung des Zustandes der Rheinpromenade auf dem ersten Platz, dicht gefolgt von, wen wundert´s, der Stadtgestaltung inklusive Verkehrsberuhigung. Weitere eher visionäre Anregungen waren unter anderem ein Fahrstuhl auf den Münsterberg (auch diese Idee prangte bereits zu Zeiten der Gemeinderatswahlen im vergangenen Jahr auf den Flyern der Breisacher FDP) sowie der Wiederaufbau des Breisacher Schlosses. Aber auch originelle und vor allem kostengünstige Ideen, wie Führungen durch die historischen Kellergewölbe der Radbrunnenallee fanden sich unter den Ideen der Tourismusgruppe.

„Unter dem Gehörten“, das stellte auch Bürgermeister Oliver Rein in seiner Abschlussrede fest, „sei viel Altbekanntes.“ Dies habe aber auch sein Gutes, so der Bürgermeister weiter, denn „je öfter man etwas hört, desto eher kann man später auf Einigkeit bei den Bürgern hoffen.“

In jedem Falle müsse der konstruktive Dialog fortgesetzt werden. Die Ergebnisse der Ideenschmiede würden dokumentiert und veröffentlicht werden, versprach Rein.

Mit einem Ausklangswein endete nach über vier Stunden ein interessanter Abend im Badischen Winzerkeller. Jedoch drängt sich dem Beobachter trotz der weinseligen  Örtlichkeit ein gewisses Gefühl der Ernüchterung auf. Es steht zu befürchten, dass Erarbeiten, Besprechen, Dokumentieren, Veröffentlichen und dann Vergessen zumindest in der Politik auch zu den „Mega- Trends“ zählt.

 

Autor: Julius W. Steckmeister

  (Breisacher Nachrichten, Article No. 2155 ISSN 2698-6949)

Created on 3/18/2010 11:35 AM.

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Eröffungsrede zur Ideenschmiede (Image: Julius W. Steckmeister)  

Ideen-Tafel zur Ideenschmiede (Image: Julius W. Steckmeister)  

Bürgermeister Oliver Rein motiviert die "Ideenschmiede" (Image: Julius W. Steckmeister)  
 

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