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Breisach
Tuesday, December 10, 2024
ISSN 2698-6949
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„Über´ m Tellerrand“ - Breisacher Portraits. Heute: Thorsten Gleibs

Thorsten Gleibs aus Breisach geht für ein Jahr nach Südafrika (Image: Privat/T. Gleibs)

In der neuen Serie „Über´ m Tellerrand“ - Breisacher Portraits stellt REGIONALIA- Breisacher Nachrichten in loser Folge Breisacher Bürgerinnen und Bürger vor, die zwei Dinge gemeinsam haben: Zum einen, das sie in Breisach leben und zum anderen, das sie über den Tellerrand gucken. Dieses „Weitergucken“ kann sich ebenso durch ein exotisches Hobby oder einen außergewöhnlichen Beruf wie auch durch ehrenamtliches Engagement oder ein spannendes Projekt äußern. Sie kennen interessante Breisacher/Innen? Oder Sie gucken selbst über den Tellerrand? Die REGIONALIA- Redaktion freut sich über Ihre Anregungen unter: steckmeister@regionalia.de .
Heute stellt REGIONALIA- Breisacher Nachrichten den 23jährigen Thorsten Gleibs vor. Der gelernte IT-Systemkaufmann und Abiturient wird ab August 2010 für ein Jahr nach Südafrika gehen. 

Zur Zeit tobt die Fußball- WM in Südafrika und die Augen der ganzen Welt sind auf die Spitze des "schwarzen Kontinents" gerichtet. Aber was wird nach dem Fußballtaumel und Vuvuzela- Getröte? Jemand, der die Frage zumindest partiell wird beantworten können ist Thorsten Gleibs aus Breisach- Hochstetten. Der 23jährige geht mit einer Hilfsorganisation für ein Jahr in ein Township, um dort in einem Projekt mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten.

REGIONALIA- Breisacher Nachrichten (R-BN): Thorsten, zunächst mal ein paar Worte zu Dir: Wohnst Du noch zu Hause? Was hast Du bisher so gemacht in Sachen Schule, Ausbildung?

Thorsten Gleibs (T. G.): Ja, ich wohne noch zu Hause bei meinen Eltern und genieße es sehr. Nicht nur die gemachte Wäsche, sondern auch die restliche Zeit die ich mit meinen Eltern verbringen kann. Ich verstehe mich ausgesprochen gut mit Ihnen und bin für alles so unglaublich dankbar. Meine Schullaufbahn hat in Breisach begonnen. Grundschule Theresianum, Hugo- Höfler- Realschule und dann ab auf die Freiburger Schulen. Nach einem Jahr Berufs-Kolleg auf der Richard-Fehrenbacher Gewerbeschule habe ich mich für eine Ausbildung als IT-Systemkaufmann in Freiburg entschieden. Nach der dreijährigen Ausbildung begann ich meinen Zivildienst bei der AWO in Breisach und beende dieses Jahr die Wirtschaftsoberschule mit der Allgemeinen Hochschulreife. 

R-NB: Was sind Deine Hobbys? Was verbindet Dich mit Breisach? Viele Leute in Deinem Alter wollen ja nichts wie weg vom „Land“…
 
T. G.: Am liebsten höre ich Musik und spiele mit zwei meiner besten Freunde Gitarre. Wir kommen alle aus der Breisacher Gegend und schreiben eigene Lieder auf Deutsch. In unseren Songtexten verarbeiten wir sehr oft unsere Heimat und den damit verbundenen Alltag. Inspirationen gibt es hier zu genüge, wenn man nur an den Rhein, die Sonne und die leckeren Weine denkt. Ja, weg vom „Land“ liegt wohl ziemlich im Trend. Wo man hinhört zieht es die Leute nach Berlin oder in eine andere europäische Großstadt, um dort zu leben, zu studieren oder zu arbeiten. Gründe gibt es viele. Das Leben verläuft in einer Großstadt wie Berlin anders, vielleicht sogar freier, da man sich keine Gedanken macht was die Anderen über einen denken. Um heranzuwachsen und Neues zu entdecken ist eine Großstadt wohl sehr gut geeignet. Einflüsse sind wichtig: Ein Mann sagte mal zu mir, in einer Stadt wie Berlin könne er sich täglich neu erfinden! Schneidet sich auf dem Münsterberg dagegen jemand in den Finger, ist der Finger ab, wenn es die Unterstadt erreicht hat. Die Schnelllebigkeit, die Trends und das Gefühl zu haben etwas zu verpassen waren für mich noch nie ein Thema.
 
R-BN: Nach der Ausbildung oder dem Abitur beginnt für die Meisten der „Run“ auf einen Arbeitsplatz. Du hast Dich erstmal für einen ganz anderen Weg entschieden. Wie erklärst du jemandem, der keine Ahnung hat Dein „Projekt Südafrika“? Was genau machst Du/ macht Ihr da eigentlich? Wo lebt Ihr? Und was sagen Deine Eltern zu Deinen Plänen?
 
T. G.: Die Reaktionen von Freunden, Familie und Bekannten sind unterschiedlich, doch meistens sehr positiv und aufbauend. Es gibt ein staatliches Programm namens „Weltwärts“ indem Hilfsorganisationen die hauptsächlich in Entwicklungsländern tätig sind finanziell unterstützt werden. Ich habe mir einen kleinen Verein namens „Weltweiteinitiative für soziales Engement e.V.“ herausgesucht, da mich vor allem Ihre Arbeiten vor Ort und ihr Profil unglaublich angesprochen haben. Miteinander leben, voneinander lernen und versuchen über sich selbst hinauszuwachsen. Ich werde für ein Jahr, mit einem weiteren Freiwilligen, in einem Township am indischen Ozean, circa 500 Kilometer östlich von Kapstadt leben. Das Projekt ist ein Auffangbecken und ein Treffpunkt für Kinder und Jugendliche, denen durch eine aktive Freizeitgestaltung wieder der Anschluss an die Schule ermöglicht werden soll.
Meine Eltern vertrauen mir! Mein Vater sagt immer: „Sohn, rede nicht soviel, tue es einfach!“
 
R-BN: Wie bist Du auf die Idee mit Südafrika gekommen? Wie bist Du an die Organisation geraten, die die Reise organisiert? Wie werden Du und Deine Mitreisenden auf die Zeit in Südafrika vorbereitet?
 
T. G.: Eine gute Freundin gab mir den Anstoß darüber nachzudenken und stellte mir unterschiedliche Organisationen vor. Umso länger ich darüber nachdachte, umso mehr ergab es Sinn daran zu arbeiten. Ehrlich gesagt, war WI e.V. die einzige Organisation die ich mir als Träger vorstellen konnte. Von über 2000 Bewerbern haben es am Schluss 80 geschafft. Ich war einer der Glücklichen. Es folgte ein sehr ausgiebiges Kennenlernen zwischen der Weltweiten-Initiative für soziales Engagement e.V. und meiner Person. Ich habe mir ein ehrliches Bild der Organisation machen können, ebenso auch Sie von mir. Die Vorbereitung erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Bereitschaft etwas dazuzulernen. Durch Gespräche mit Ehemaligen bekommt man zudem einen guten Eindruck und kann sich so mental auf das Leben in einer fremden Kultur gut vorbereiten. Die Vorbereitung beinhaltet die Auseinandersetzung mit der Kultur und Politik. Weiterhin spielen die zwischenmenschliche Kommunikation und soziale Kompetenzen eine große Rolle. Man muss Kinder und Jugendliche auf kreative Art und Weise beschäftigen können und das ist nicht immer einfach. Langeweile wird da sicher nicht so schnell aufkommen. Ich habe jetzt schon sehr viel dazugelernt, obwohl das eigentliche Projekt noch gar nicht begonnen hat. Weiterhin sprechen wir sehr viel über Sicherheit und das Verhalten in einer fremden Kultur, da wir Gäste in einem Land sind, dessen Geschichte durch die Apartheid sehr geprägt wurde. Südafrika ist ein Land der extremen Gegensätze. Es ist ein Privileg, auf diese Art und Weise in eine bisher noch so fremde Kultur einzutauchen, auch wenn Sie mir durch Literatur und Filme mittlerweile sehr nahe erscheint.
 
R-BN: Was versprichst Du Dir von Deinem Aufenthalt in Südafrika für Dich persönlich und für die Situation der Menschen Vorort?
 
T. G.: Umso mehr man erwartet, umso so stärker ist danach die Enttäuschung. Das war bisher meine persönliche Erfahrung. Daher versuche ich vor Ort das zu tun, was ich mir zutraue. Trotz allem wünsche ich mir ein Jahr voller Erfahrungen die von Höhen und Tiefen bestimmt werden, die mich mein Leben lang begleiten und mir Kraft schenken. Ich wünsche und erhoffe mir durch meinen Aufenthalt in Südafrika die Welt aus einer anderen Perspektive zu verstehen, um Multiplikatoren zu schaffen die auf gegenseitiges Verständnis und einem Miteinander anstatt einem Gegeneinander aufbauen. Was ich den Menschen vor Ort geben kann ist meine Person und damit mein Herz.
 
R-BN: Du schreibst schon jetzt ein Online- Tagebuch, dass Du in Südafrika fortführen möchtest. Wo gibt´ s das zu lesen? Wo oder wie kann man mehr über Dich und Dein Projekt erfahren?
 
T. G.: Ja, ich habe eine Website aufgebaut, welche nach und nach mit Inhalt gefüllt wird. Ich werde zwei Erfahrungsberichte pro Quartal schreiben und per Mail versenden und diese ebenso auf meiner Website veröffentlichen. Das Internet ermöglicht es mir, denjenigen die mal einen Blick über den Tellerrand wagen möchten, ein Fenster nach Südafrika zu öffnen. Weiterhin ist der Kontakt in die Heimat unglaublich wichtig wie ich finde, denn er erleichtert das Ankommen nach diesem Jahr. Meine Freunde sollen wissen was ich tue und welchen Herausforderungen ich gegenüberstehe. Auf www.thorstengleibs.com kann man meine Arbeit in Südafrika verfolgen.
 
R-BN: So eine Reise kostet Geld? Wer finanziert das Ganze? Hier wäre jetzt auch noch Platz einen Spendenaufruf unterzubringen!
 
T. G.: Wie ich schon mal erwähnt habe, wird das Jahr vom Staat finanziell unterstützt. Durch Aktionen und Gespräche baue ich mir zudem einen eigenen Förderkreis auf. So gilt es für mich Menschen aus meinem Umfeld und meiner Stadt von meiner Arbeit zu überzeugen. Das ist nicht immer eine leichte Aufgabe. Meine bisherigen Erfahrungen und das Feedback sind jedoch beeindruckend. Erst vor kurzem habe ich eine Blutspendeaktion in der Uni-Klinik in Freiburg organisiert und konnte so, ohne jemanden finanziell zu belasten, 700 Euro sammeln. Sehr viele Menschen, die ich nicht einmal kenne, haben mir eine Spende überwiesen und eine schöne Mail geschrieben! Es tut gut zu sehen, dass man im Stande ist etwas zu bewegen.
 
R-BN: Und was kommt nach Südafrika? Hast Du schon Pläne?
 
T. G.: In einem Jahr wie diesem kann sehr viel passieren. Mein Plan ist es jedoch Interkulturelles Management und Kommunikation zu studieren. Ich bin gespannt welche Türen sich mir in der Zukunft öffnen werden! Es geht immer weiter und ich bleibe auf der Welle!
 
R- BN: Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast! Die Redaktion wünscht Dir auf jeden Fall eine gute Zeit in Südafrika! Und bis dahin noch viel Erfolg beim Spendensammeln!
 
T. G.: DANKE! Ich habe mich über die Anfrage unglaublich gefreut und bin dankbar für diese Möglichkeit von Austausch!Mit den besten Grüßen aus meiner schönen Heimatstadt Breisach am Rhein!
Author:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Article No. 2357 ISSN 2698-6949)

Created on 6/15/2010 10:07 AM.

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