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Breisach
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Wer keine Wahl hat, hat die Qual.

Ruine mit Potential: Akropolis (Bild: Internet)

Der REGIONALIA- Breisacher Nachrichten Kommentar zum knappen JA des Breisacher Gemeinderates zum Abbruchantrag „Alter Winzerkeller“. 

Die Luft war dünn, die Diskussion hart aber fair, die Argumente beider Seiten stichhaltig und die Entscheidung letztlich denkbar knapp: mit 14 zu zehn Stimmen gab der Breisacher Gemeinderat auf seiner Sitzung am 18. 05. 2010 sein OK zum Antrag des Badischen Winzerkellers (BWK), seine Gebäude in der Kupfertorstraße abreißen zu lassen. Eine, wenn man sich den Bröckelbudenkomplex am Fuße des Münsterberges anschaut, längst überfällige Maßnahme für das Stadtbild. Warum die verlassenen Bauwerke seit rund 20 Jahren vor sich hin verfallen, wurde nicht zuletzt in der Diskussion deutlich: Der BWK hat bei seinen Versuchen, Interessenten für die innerstädtische Bruch - Verzeihung!  - Brachlandschaft zu finden, die Forderungen wohl ein wenig hoch angesetzt. Böse Zungen behaupten gar utopisch. Und ebenso utopisch fallen mit zirka 1, 1 Millionen Euro die Abbruchkosten für die teils schadstoffbelasteten Hallen aus. Dass diese Summe nur zum Teil an der Stadt kleben bleibt, 60% sind im Rahmen der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme „Muggensturmstraße/ Kupfertorstraße“ förderfähig, ist eine immer noch teure aber auch einmalige Chance, sich des Gebäudes ein für alle Mal zu entledigen. Einen gewissen Charme hatte der Vorschlag von Rudolf Gnädinger (CDU), den „Alten Winzerkeller“, der ja nun schon so lange stünde einfach weiterhin stehen zu lassen und die Entscheidung, was denn mit ihm passieren solle auf „die nächste Generation“ zu übertragen. Damit Gnädingers Vorschlag seine Wirkung nicht verfehlt, müssten die Verantwortlichen beim BWK aber zumindest gezwungen werden, sich das Gruselareal täglich mindestens eine Stunde anzusehen. Die Anlieger müssen das täglich länger ertragen! Denn im Gegensatz zu vielen alten, verfallenen Gebäuden hat die marode Kellerei leider keine optisch positiven Reize zu bieten. Potentiale als Touristenmagnet, wie sie andere berühmte Bruchbuden à la Colosseum, Pyramiden oder Akropolis vorweisen können, sucht man beim „Alten Winzerkeller“ vergeblich. Zudem haben sich die Breisacher Wählerinnen und Wähler mit Oliver Rein für einen sehr jungen Bürgermeister entschieden. Aus Gnädingers Perspektive ist Rein die nächste Generation, die mit einer Politik des Aussitzens nicht zufrieden sein kann. Für eine Stadt wie Breisach mit Zukunftspotential hinsichtlich Tourismus (Europastadt, Antrag Weltkulturerbe usw.) und Bevölkerungsentwicklung (Anschluss B 31- West, Wohngebiet Vauban- Areal usw.) ist eine Erweiterung des Stadtzentrums in naher Zukunft unumgänglich.

Bleibt als Wermutstropfen das „Lehmann- Brothers- Prinzip“, nachdem offensichtlich zumindest in dieser Sache der BWK verfährt: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren! Europas größter Kellerei, deren Ansehen ähnlich ihren Gebäuden in der Stadt einige Risse bekommen hat, stünde es gut an zumindest ein kleines Zeichen zu setzen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Weinpräsent für die Anlieger des Areals als „Schmerzensgeld“ für den Anblick der letzten 20 Jahre und die zu erwartenden Belastungen der nächsten eineinhalb Jahre?

Eine der unmittelbar betroffenen Nachbarinnen soll auch das letzte Wort haben: „Mal hoffen, dass was Gescheites draus wird!“

 

Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 2279 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 22.05.2010 10:40.

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