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Donnerstag, 28. März 2024
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Im Osten nichts Neues - Bürgerversammlung Umkirch weitestgehend erkenntnisarm

Wer nicht fragt bleibt dumm! Bürgerversammlung in Umkirch (Bild: J. W. Steckmeister)

Wirklich Neues gab es auf der Umkircher Bürgerversammlung, die am Dienstag, den 23. November 2010, stattgefunden hat nicht zu erfahren. Im gut gefüllten Bürgersaal stellte Umkirchs Bürgermeister Walter Laub die zentralen Themen des Abends vor: Die Umkircher Wasserversorgung, die geplante Seniorenwohngruppe sowie das Neubaugebiet „Umkirch Ost“, das die Brachlandschaft östlich des Baugebietes Schwenkenland/ Brünneleacker für Gewerbeansiedlungen und Wohnnutzung erschließen soll. 

„Wir wollen die Themen zügig abhandeln, aber ausführlich diskutieren“, so Walter Laub optimistisch zu Beginn der Veranstaltung. Als weitere Themen unter den „vielfältigen Aufgaben im Augenblick“ nannte das Gemeindeoberhaupt zunächst die Haushaltsführung. Die „sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen“ in den Jahren 2008 und 09 hatten die Gemeinde „aus der Krise gerettet“, so Laub, der sich dafür herzlich bei den Gewerbetreibenden bedankte. Aber auch aus den Schulden von 5, 7 Millionen Euro, 1, 4 Millionen davon aus dem Gewerbegebiet Stöckmatten, machte der Schultheiß keinen Hehl. Auch das Thema Ortskernneugestaltung würde die Gemeinde weiterhin beschäftigen, berichtete Laub. Bis zum Weihnachtsmarkt werde der Gutshofplatz nun leider doch nicht fertig. Als nächsten Bauabschnitt nannte Laub den Gehweg entlang der Waltershofer Straße. Für das „Ungemach“ durch die gesplittete Abwassergebühr bat Laub „seine“ Bürger/Innen um Verständnis. Es handle sich „um eine Angelegenheit, die ungelegen kam und von Außen aufgedrückt wurde“, so Laub über das neue Gesetz. Das Bildungshaus 3- 10 in den ehemaligen Hauptschulräumen, die Neugestaltung der Trauerräume, den erreichten Ausverkauf des Gewerbegebietes Stöckmatten, das neue Energiekonzept für Schwimmbad und Turn- und Festhalle, den Ausbau der Rheintalbahn, das Umkircher- Verkehrskonzept mit Bürgerbeteiligung sowie den ersehnten Ausbau der B31- West bis Gottenheim nannte Laub als weitere zentrale Punkte.

Wasserversorgung Umkirch: „Ein springender Brunnen“
 
Zum ersten Schwerpunktthema, der Wasserversorgung, wurde Hydrogeologe Andrzej Pikulski, der in Umkirch die Trinkwasserbrunnenbohrungen geleitet hatte, ans Rednerpult gebeten. Leider hatte Walter Laub wohl verabsäumt, dem Fachmann für Wasser und Gestein die Sache mit dem „zügig Abhandeln“ nahe zu bringen. Mit einer Begeisterung, die wohl nur ein Hydrogeologe teilen kann, brachte Pikulski Umkirchs Gesteinsschichtenaufbau an den Mann und die Frau. Spätestens bei der Hauptrogensteinformation angelangt, fühlte sich so mancher bestimmt in den beliebten Geografieunterricht zurückversetzt, als man sich die Zeit mit dem Abschreiben von Mathehausaufgaben oder Skat- Spielen zu vertreiben suchte. Nach einer ausführlichen Erläuterung des Umkircher Brunnenbaus stand fest: Umkirchs Trinkwasserversorgung hat nun ein sprudelndes zweites Standbein im Gewann „Schorren“. Das Wasser hat „Mineralwasserqualität“ und muss im Gegensatz zum bisherigen Wasser nicht aufbereitet werden. Im Oktober 2010 waren die Brunnenbauarbeiten abgeschlossen worden. Lediglich die 2, 5 Kilometer lange Wasserleitung bis zum Umkircher Wasserwerk muss noch verlegt werden. „Der neue Tiefbrunnen wartet nur auf den Anschluss“, beendete der erste Referent des Abends seine Ausführungen, die im Publikum keine Fragen offen ließen.

Seniorenwohngruppe Umkirch: Zeitgemäßes Thema, zeitgemäße Form

Durch einen Leserbrief in der „Badischen Zeitung“, so berichtete Bürgermeister Laub, war er auf die Gerontologin Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff aufmerksam geworden. Die in Breisach wohnhafte Altersforscherin hatte sich kritisch zu einem in der Europastadt geplanten Seniorenpflegeheim einer Investorengruppe geäußert, da derartige Pflegekonzepte nicht mehr zeitgemäß sind.
Wie wichtig das Thema Pflege ist und in den nächsten zwei Jahrzehnten noch werden wird, führte Professor Kricheldorff anhand der demographischen Entwicklung vor. Im Jahr 2030, so die Wissenschaftlerin, würde es in Deutschland 3, 4 Millionen pflegebedürftige Menschen geben, die aufgrund der veränderten Lebensbedingungen und Familienstrukturen - zumal im fortgeschrittenen Pflegestadium - nur in den seltensten Fällen zu Hause betreut werden könnten. In Umkirch wird die Zahl der Menschen von 65 Jahren und älter von heute 409 auf 1439 im Jahre 2025 anwachsen. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, plant die Gemeinde eine Pflegewohngruppe mit zunächst 12 Plätzen, die im Gebäude zukünftig leer stehenden Kindergarten „Regenbogen“ untergebracht werden wird. Als „konzeptionelle Eckpfeiler“ des Projektes nannte Professor Kricheldorff keine Spezialisierung auf Demenzpatienten, die „Vermietung“ der Zimmer an die Bewohner/Innen als Merkmal hoher Autonomie und die Pflege und Alltagsbetreuung über vertraglich befristet gebundene externe Leistungsanbieter zur Qualitätsabsicherung. Die Wohngruppe solle von einer Arbeitsgruppe weiter geplant und von einem Trägerverein geführt werden. Bürgerbeteiligung an beiden Gremien, so Kricheldorff, sei „ausdrücklich erwünscht“.
Auch zum Thema Seniorenwohngruppe hatten die Anwesenden keine weiteren Fragen.
 
Bebauung Ortseingang Umkirch- Ost: Im Osten nichts Neues
 
Im Jahre 2005 hatte man, so Bürgermeister Laub einleitend zum dritten Schwerpunktthema, die Arbeitsgruppe „Ortsentwicklung Umkirch 2020“ ins Leben gerufen, die verschiedene Facetten der Gemeindeentwicklung erarbeiten sollte. Neben zu wenig Neubaugebieten in der Gemeinde wäre die mangelhafte Radweganbindung so wie die unbefriedigende Nahversorgung im Umkircher Osten bemängelt worden. Mit der Bebauung des Umkircher Ostzipfels, so Laub, solle die Nahversorgerlücke geschlossen, neuer Wohnraum insbesondere für junge Familien erschlossen sowie „das ganze Quartier aufgewertet“ und besser an den Rest der Gemeinde angebunden werden.
Stadtplaner Dr. Bernd Fahle, der letzte Referent des Abends, hatte zu diesem Zweck einen Plan mit dem wohlklingenden Namen „Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Ortseingang Umkirch- Ost“ im Gepäck. Diesen stellte er den Umkirchern (m/w) nun vor.
Das neue Baugebiet würde sich aus drei Zonen zusammensetzten: Einer Gewerbezone ganz im Osten, dazwischen, als Pufferzone ein Mischgebiet mit Gemeinbedarfseinrichtungen sowie an die bisherige Bebauung angrenzend ein reines Wohngebiet mit vorzugsweise Reihen- und Doppelhäusern. AN Gewerbe sind, so Fahle, ein Lebensmittelmarkt sowie ein Drogeriemarkt im Gespräch. Zwischen Brünneleacker und dem neuen Wohngebiet hatte sich der Stadtplaner eine „Grüne Mitte“ ausgedacht, die zum Treffpunkt für alte und neue Bewohner der Siedlung werden könnte. Die dadurch erzeugte „Freiraumqualität“ soll dem Wohngebiet einen menschenfreundlichen Touch verleihen.
Henning Wellbrock, ehemaliger Gemeinderat, wollte von Fahle wissen, ob denn der „Wettbewerb um die Familien“ noch zeitgemäß ist und es zudem nicht sinnvoller wäre, innerorts zu verdichten als am Ortsrand ein neues Fass aufzumachen. Die Kommunen, so Fahle, müssten Standortqualität gewährleisten. Auch wäre das Projekt keine „direkte Erweiterung“ sondern eine Arrondierung eines bestehenden Standortes. Bürgermeister Laub ergänzte, dass man durchaus in Sachen Verdichtung aktiv sei, jedoch Grundstückseigentümer nicht zum Verkauf zwingen könne.
Einige Bürger/Innen machten sich Sorgen um einen Verkehrszuwachs und eine damit verbundene Lärmbelästigung. Fahle versicherte, dass dazu noch Untersuchungen gemacht werden würden, so dass die Verkehrswege sinnvoll angelegt werden könnten. Ein Zuhörer interessierte sich für die Verbindungen Fahle zu Bauträgern und Investoren. Ob es möglich sei, zwei Herren objektiv zu dienen, wollte der Skeptiker wissen. Fahle betonte, dass es Aufgabe eines Stadtplaners ist, „zwischen Kommunen und privater Wirtschaft zu vermitteln“.
„Wer ist so dumm, und kauft da vor dem Ausbau der Rheintalbahn ein Haus“, wollte eine gescheite Dame wissen.
Ganz im Stile von „Radio Eriwan“ antwortete Fahle, dass die Frau im Prinzip recht habe, dass das Wohngebiet aber „kein Villenstandort“ werden solle, sondern an Menschen gedacht wird, die „für bezahlbaren Wohnraum auch gewisse Standortnachteile in Kauf nehmen“. Auch die Zweifel einiger Umkircher/Innen, ob denn hier überhaupt ein Supermarkt nötig sei, suchte Fahle zu zerstreuen. Und auf Bedenken gegenüber der durch Baulärm verursachten Lärmbelästigung kam der Stadtplaner zu dem Stimmigen Schluss, dass dann überhaupt nicht mehr gebaut werden könne.
In Umkirch, soviel steht fest, wird mächtig geplant, gebohrt und gebaut. „Cui bene“, stand als unbeantwortete Frage auch am Ende der Bürgerversammlung noch im Raum: „Wem nutz das?“
„Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen.
“ (Berthold Brecht)
Autor:  Julius W. Steckmeister (Umkircher Nachrichten, Artikel-Nr. 3571 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 26.11.2010 12:07.

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"... mit einer Mächtigkeit von 25 Metern..." - Hydrogeologe Andrejz Pikulski stößt auf Wasser. (Bild: J. W. Steckmeister)  

Erläutert das Umkircher- Pflegekonzept: Prof. C. Kricheldorff; Herr Weckel lauscht andächtig! (Bild: J. W. Steckmeister)  

Seine Pläne machen munter! Stadtplaner Dr. Bernd Fahle (Bild: J. W. Steckmeister)  
 

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