Der Buchsbaum: Früher geduldiger Figuren-Baum der Könige und Fürsten.
Der Name des Grünkopfes „Buxus“ leitet sich aus dem griechischen „pyxos“ (für fest) und seinem Artnamen „sempervirens“ (immer lebend - immer grün) ab. Der immergrüne und winterharte Buchsbaum spielt schon seit dem 13. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der europäischen Gartenkunst. Schon die alten Griechen kultivierten ihn 600 Jahre vor Christus. Die Römer zierten damit ihre Gartenbeete und nahmen den Buchsbaum auch auf ihren Völkerwanderungen in die eroberten Gebiete in den Norden und nach Baden mit. Ganze Heere von Gärtnern waren ständig damit beschäftigt, dem wohl behüteten "Grünkopf" die gewünschten Formen zu geben: Als "Buchsbaum-Friseure". In Mitteleuropa ersetzte der „Buxus“ die aus Italien übernommenen Zypressen, die die strengen deutschen und französischen Winter oft nicht überlebten. Claude Mollet (*1563, † 1649), Hofgärtner von Versailles, Gartenarchitekt und Gartenintendant des französischen Königs Heinrich IV. von Navarra, führte den Buchsbaum als edle Gestaltungselemente der italienischen Gartenkunst in Mitteleuropa ein. Er zierte damit in Frankreich seine reich ornamentierten Gartenparterres. In der Renaissance, der Wiedergeburt der großen Kulturepoche des 15. und 16. Jahrhunderts, kamen Buchs-Gärten in große Mode. Claude Mollets „Buchs-Parterre“ kopierten Europas Adelshäuser für ihre Schlossgärten und Parks.
Der "Baum der Könige und Fürsten" wuchs zwar langsam, doch er war geduldig für die künstlerische Phantasie beim Schnitt seiner Formen. Das immergrüne Zauber-Bild der Buchsbäume blieb in den Schlossparks - auch im Winter - dauerhaft und sichtbar. In der Zeit der Barock entdeckten auch wohlhabende Bürger und Bauern den Buxus und verwendeten ihn für die Einfassung ihren traditionellen „Bauerngärten“. Auch auf Friedhöfen und als Grabbegrenzung wurde er beliebt.
Der Buxus: Heilpflanze und Giftbaum?
So wie sich in jeder Asche die Grundbaustoffe für den Bau von neuem natürlichen Leben mit Wasser, Sonnenenergie und Sauerstoff wieder finden, so finden sich auch in der „Pflanzenasche“ des Buxus über fünfzig verschiedene „Alkaloide“. Diese natürlichen Stickstoff-Verbindungen des Sekundärstoffwechsels wirken auf den tierischen und menschlichen Organismus. Der Buchsbaum erzeugt in seinen Blättern und Rinden giftige Bitterstoff-Alkaloide, darunter auch „Cyclobuxin“. In der Antike wurden seine Extrakte gegen Rheuma, Gicht, Fieber, Husten, Haut,- Magen- und Darmkrankheiten sowie gegen das gefährliche Malaria-Fieber verwendet. Die im Buxus enthaltenen Alkaloide sollen schmerzstillend, betäubend und fiebersenkend wirken, ähnlich wie das „Chinin“ des Chinarindenbaumes (Cinchona pubescens). Heute benutzt man die Bitter-Stoffe des Buchsbaums wegen der schwierigen Dosierung und der Toxizität nur noch selten als Heilpflanze.
Der Todfeind des Buchsbaumes: Der Buchsbaumzünsler.
Der Buchsbaumzünsler mit der Gattungsbezeichnung „Cydalima perspectalis“ ist ein asiatischer Schmetterlings-Falter, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt wurde und sich seit 2006 in Deutschland und Mitteleuropa epidemisch verbreitet.
Die acht Tage lang lebenden Weibchen der Falter legen ihre Eier vorzüglich in Buchsbäume. Die Raupen der letzten Eiablage des Jahres überwintern im Kokon-Gehäuse zwischen den Blättern in der Nähe der Buchs-Pflanzen. Die bis zu fünf Zentimeter langen Raupen sind gelbgrün, dunkelgrün sowie schwarz-weiß gestreift und haben weißen Borsten und eine schwarze Kopfkapsel. Zum Befall und zum Verkleben mit den Blättern besitzen diese Raupen die Fähigkeit, Fäden zu erzeugen und sich fallen zu lassen. Die Raupen-Gespinste sind sehr dicht gesponnen und schwer zu bekämpfen. In Deutschland durchlaufen die Buchsbaumzünsler-Raupen (bei Temperaturen ab 7 °C) ab Mitte März bis zu ihrer Verpuppung mehrere Larven-Stadien und verursachen meisten den totalen Kahlfraß an Buchsbäumen. In Asien vermehren sich die Buchs-Kahlfresser in drei bis vier Generationen pro Jahr, in Deutschland gibt es - je nach Wetterlagen - zwei bis drei Generationen. In den letzten drei Jahren verursachten die Schädlinge das Absterben zahlreicher Buchshecken und Buchswälder in Mitteleuropa. Auch der berühmteste Wildstandort des "Buxus sempervirens", der naturgeschützte Buchswald bei Grenzach-Wyhlen im Landkreis Lörrach, wurde Opfer des Zünslers.
Das sind die möglichen Buchsbaum-Erkrankungen.
Der Buxus kann durch diese Buchsbaum-Erkrankungen gefährdet werden: Buchsbaumkrebs durch Volutella-Infektionen (Volutella buxi), Triebsterben durch Befall mit „Cylindrocladium buxicola“, Braunfärbung mit der Buchswelke durch Befall mit „Fusarium buxicola“ und Befall durch den Buchsbaumzünsler. Die gefährlichsten Buchsbaum-Vernichter sind die Raupen des Buchsbaumzündlers. Zunächst fressen sie die Blätter des Buchses, danach gehen sie an die noch grüne Rinder der Zweige. Sie lassen in ihrem Gespinst nur noch Blattrippen, Blattstiel, Reste von Blattgewebe und Kotnester zurück. Bei sehr starkem Befall kann der Buchs keinen Sauerstoff mehr aufnehmen und stirbt ab.
Kulturaufgabe: Die Rettung des Buchsbaumes durch Bekämpfung des Buchsbaumzünslers.
Die Rettung des Buchsbaumes sollte nicht aufgegeben werden. Ein Baum mit über zweitausendjähriger Geschichte in der Menschheit darf nicht sterben. Wer jetzt auf Eiben oder andere "Dauer-Grüne" setzt, wird nur verschieben, aber nicht heilen. Auch die Eiben sind bekanntlich "Patienten" und geplagt von Phytophthora, Eibenschildlaus, Eibengallmücke und Dickmaulrüssler. In unserer mobilen und industriellen Welt schleppen die Globetrotter nicht nur gefährliche Krankheiten aus anderen Erdteilen gegen die Menschheit ein, sondern auch gegen Tiere, Bäume und Pflanzen. Nicht nur der Mensch darf als wichtig gelten, sondern auch die viel größeren, älteren und lebenswichtigen Bäume. Deswegen brauchen auch Bäume einen „Arzt“ für ihre Krankheiten. In einem Gesundheitssystem, in dem es Menschen-Ärzte und Tier-Ärzte gibt, muss es auch eine "Theraphie" für unsere wichtigen anderen Lebens-Genossen, die Bäume, geben. Wer die Vielfalt aufgibt, kommt in der monotonen Einfalt um.
Eine regelmäßige Kontrolle der Buchsbäume (von März bis Oktober) erlaubt eine frühzeitige Bekämpfung des Raupen-Befalls. Der Angriff auf die Larven mit Spritzmitteln muss diese direkt erreichen und sollte mit hohem Spritzdruck erfolgen.
Chemie-Keule oder Bio-Keule gegen die Raupen des Import-Schmetterlings „Buchsbaumzünsler“?
Chemische Bekämpfungsmittel gibt es in Form von "Thiacloprid", einem Insektizid aus der Klasse der Neonicotinoide. Es ist allerdings schädlich für Nutztiere wie Bienen und Vögel. Sehr wirkungsvoll gegen die Raupen des Buchsbaumzünslers sind die Kontakt- und Fraßgifte Permethrin und Lambda-cyhalothrin. Diese Insektizide und Akarizide aus der Gruppe der Pyrethroide sind jedoch nicht mehr in allen Ländern Europas zugelassen.
In Asien verwenden Bauern auch Neemöl (oder Niemöl). Das pflanzliche Öl mit dem Wirkstoff "Azadirachtin" wird aus den Samen des Niembaumes (Azadirachta indica, Syn.: Melia azadirachta) gewonnen. Dieses natürliche Insektizid wirkt auf den Hormonhaushalt der Schädlinge und die Synthese von Chitin bei der Strukturbildung. Der Wirkstoff soll verhindern, dass sich die Larven erfolgreich häuten und verpuppen und zum nächsten Schritt in ihrem Wachstumszyklus übergehen können. Auch die Bitter-Stoffe des Quassiabaums (Quassia amara) werden wegen ihrem „Quassin“ als Heilmittel und als Insektizid verwendet. Ein Exemplar des Bitterholzbaumes steht auch im „Queen-Auguste-Victoria-Park“ in Umkirch. Diese „Bitterquassia“ erinnert daran, das es nicht nur süß, sauer und salzig, sondern auch „BITTER“, als wichtigen Baustoff des gesunden Lebens, gibt.
Eine biologische Bekämpfung der Buchsbaumzünsler-Larven mit dem Bakterium „Bacillus thuringiensis“ zeigte in der „Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften“ 2012 überzeugende Wirkung. Die von diesem natürlichen Bakterium produzierten Bt-Toxine werden dabei zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Die von dem „Bacillus thuringiensis“ produzierten Endotoxine sind natürliche, kristalline Giftstoff-Proteine. Die Sporen des Bazillus gehen dem Buchsbaumzünsler an den Kragen. Er wurde bereits 1901 in Japan durch Ishiwatari Shigetane entdeckt und erhielt seinen Namen 1911 von dem deutsch-jüdischen Forscher Ernst Berliner.
Wegen der Giftigkeit der Raupen und ihres Fraßgutes erfolgt keine wesentliche Dezimierung durch unsere schlauen Vögel. Vereinzelt werden noch sogenannte „Lockstoff-Fallen“ (auch Pheromonfallen genannt) eingesetzt. Auch „Lichtfallen“, also Apparate zum Fangen von nachtfliegenden Insekten mit einer Lichtquelle, finden Einsatz gegen den tödlichen Buchsbaumzünsler.
Wie bekämpft man den Buchsbaumzünsler? Welche Mittel wirken gegen den Buchsbaumzünsler?
In unserer Veröffentlichung sind die bekannten Bekämpfungsmethoden eingehend beschrieben. In unserem nächsten Artikel werden wir die Wirksamkeit der im Handel erhältlichen Mittel unter die Lupe nehmen und unsere Tests veröffentlichen. Ebenfalls werden wir die Hersteller-Namen und die Handels-Namen der Vernichtungs-Mittel gegen den Buchsbaumzünsler, ihre Hersteller und Händler sowie anwendende Dienstleister benennen.
Der "Buchsbaum-Doktor" aus Eichstetten heilt: Müller wendet einen Mix zur Bekämpfung des Zünslers an.
Der Garten- und Parkpfleger Ingo Müller aus Eichstetten am Kaiserstuhl verrät sein Rezept gegen den Buchsbaumzünsler nicht. Unserer Zeitung sagte er nur so viel: „Mehrere Hunde sind des Hasen Tod. Kein guter Koch verrät seine besten Rezepte. Mit meinem bewährten Mix aus mehreren Mitteln kille ich den Buchsbaumzünsler“. Müller ist jetzt der Henker des Mörders: Er macht dem asiatischen Einwanderer in Badens Gärten den Garaus. Der" "Killer des Buchsbaumzünslers" „behandelte“ im letzten Sommer auch die Buchsbäume im Umkircher Queen-Auguste-Victoria-Park. Und wie das Foto von heute zeigt, erfreuen sich die "Patienten" wieder über ihre grüne Gesundheit. Auch in anderen schönen Gärten Badens will Müller nicht mehr der "Totengräber des Buxbaumes" sondern der "Henker Buchsbaumzünslers" sein.
Das ist die Adresse des Buchsbaum-Doktors im Breisgau:
Breisgau-Gärtner Ingo Müller, Garten- und Landschaftspflege
Hauptstraße 82, 79356 Eichstetten
Tel. 07663-94 270 20 - Fax: 07663-94 270 23 - Mobil: 0151-23959181 eMail: info@breisgau-gaertner.de
Autor des Artikels: Werner Semmler